Godfrey Deeny
06.07.2017
Haute Couture Paris: Fendi und die rührende Dreifach-Verbeugung Lagerfelds
Godfrey Deeny
06.07.2017
Ein symbolischer Soundtrack – und Kleider mit noch viel mehr Symbolik – in einer brillanten Fendi-Kollektion von Karl Lagerfeld. Sie bildet den Abschluss der Schauenwoche der Pariser Haute Couture Saison.
Debussys Prélude à l'après-midi d'un faune klingt majestätisch aus den Lautsprechern, als die ersten Models in Hufeisenformation auf dem Laufsteg, im Theatre de Champs Elysees an der Avenue Montaigne, Paris teuerster Einkaufsmeile, erschienen.
Der Titel der Einladung war ‚Fendi Roma Haute Fourrure`. Im Programm stand dann Alta Moda bzw. Haute Couture, aber wie auch immer die Kollektion betitelt war, wichtig war nur eine Person: Karl Lagerfeld, der dem berühmten römische Modehaus einst zu neuen Höhenflügen verhalf.
Inszeniert war die Show vor einem außergewöhnlichen Hintergrund, einem leuchtenden Sonnenuntergang in einem mediterranen Pinienwald. Mit nahezu biblischer Anmutung überwältigte Lagerfeld mit einem göttlichen karamellfarbenen Astrachan-Mantel, besetzt mit riesigen Yves Klein-blauen Schwertlilien aus Fuchspelz oder einem Cocktail-Kleid in Bitterorange mit Astrachan-Korsett und einem Glockenrock aus Fuchsfell.
Die Kollektion hat ein fantastisches Niveau, bemerkenswert vor allem der lange, weiße Mantel aus zusammengesetzten Nerzfellen, verziert mit roten Mohnblumen, oder ein rasierter Nerzmantel mit passendem Cape, der aussah wie mit Wasserfarben bemalt. Sehr schön auch ein aus Pelz geknüpfter Rock.
Zugegeben, eine nicht wirklich einheitliche Schau, bei der einige expressionistische Mäntel irritierten. Aber trotzdem muss gesagt werden, dass Karl den Pelz auf ein Niveau hebt, das ihn zum Großmeister dieses Materials macht. Ein Traum von einer Mittsommernacht, obwohl es eine Herbst/Winter Kollektion war.
Zusätzlich romantische Accessoires, in die man sich nur verlieben kann: Pumps mit Blütenbättern aus Leder und Taschen, die wie Blumensträuße konstruiert sind. All das hält den bemerkenswerten Fendi-Pelz-Zug am laufen.
Dann der rührendste Moment: Das Finale. Karl kommt hervor und der Beifall tost und er nickte höflich. Nachdem er abrupt verschwand, kam er ein zweites und sogar noch ein drittes Mal, weil sich sämtliche Zuschauer mit lautem Beifall von ihren Plätzen erhoben.
Wie schon am Dienstag, als Karl nach seiner Chanel Show, die Médaille Grand Vermeil der Stadt Paris von der Bürgermeisterin Anne Hildago verliehen bekam, waren die Menschen zu Tränen gerührt. Er gab sich wie ein Schauspieler, der den Gedanken, die Bühne zu verlassen, hasst und nach 60 Jahren den Applaus immer noch genießt und in der Liebe seiner eingefleischten Fans schwebt.
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