Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
06.03.2018
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Miu Miu’s verrückter Mischmasch

Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
06.03.2018

Ära, Einstellungen, Musik, Botschaft, alles wurde bei Miu Miu gemischt. Zumindest war es eine originelle Show, mit der sich die Pariser Modenschau-Saison dem Ende zuneigt.

Schauspielerin Elle Fanning eröffnet die Miu Miu Show - Pixelformula


Die fünfziger Jahre trafen auf die Achtziger, sowohl wortwörtlich als auch stilistisch, als Models in übergroßen Versionen des legendären Bienenstocks von Amy Winehouse erschienen. Obgleich das Konzept an die Fotos der rebellischen Jugend des Schweizers Karlheinz Weinberger anknüpfte, die ein halbes Jahrhundert zurückliegen.

Das Ergebnis waren ausgewaschene Jeansjacken, die eines verarmten Ostdeutschen vor dem Mauerfall würdig wären, durcheinander gewürfelt mit voluminösen Blousons in einem von der Designerin favorisierten grauen Mikro-Karomuster.

Mehrere Models stolzierten in überdimensionalen und unordentlichen Mänteln umher – alles ungebügelt und aus Kamelhaar gefertigt. Die "Devil May Care"-Haltung der stolzen Jugend der Arbeiterklasse aus Weinbergers Arbeit wurde deutlich sichtbar.
 
Für die eleganteren Momente sorgten ein rosafarbenes Jacquard-Cocktailkleider in Kombination mit türkisfarbenen Lederstiefeln. Für den Abend, Halsketten und Schals, die wieder an Amy Winehouse erinnerten. Zum Schutz gegen alpine Winde dienten gigantische Stasi-Spionagemäntel und Cabanjacken, in rubinrotem, grauem und kobaltblauem gewachstem Leder – allesamt mit markanter Schulterpartie.
 
Leder, gewachste Stoffe und Stretch standen im Vordergrund. Aber ist das wirklich vereinbar mit der augenblicklichen Besessenheit für eine bewusstere und verantwortungsvollere Mode?
 
"Nun... eines Tages wird sogar Leder unmöglich sein. Eines Tages werden wir nichts mehr tun können, denn auch Gemüse hat eine Seele!" sagte Miuccia Prada ironisch.
 
Wie immer durften die Schuhe nicht fehlen: Arbeiterstiefel mit dem Miu Miu Logo und Sonntagsschuhe aus Lackleder mit weißen Socken.
 
"Die Idee war, ein breites Spektrum an unterschiedlichen Verhaltensweisen, Persönlichkeiten und Charakteren zusammenzustellen. Um die Mode aufzugreifen und sie besser an den gegenwärtigen Moment anzupassen und ethnische Gruppen und Charaktere zu vermischen", erklärte Miuccia Prada nach der Modenschau.
 
Einige der Models wählten sogar selbst, was sie trugen.
 
"Ich ließ sie die Kleider ihrer Wahl tragen, solange sie glücklich aussahen", sagte Miuccia Prada, die die Eröffnung ihrer Modenschau Elle Fanning anvertraute, die ihre Kleider ebenfalls selbst auswählte.
 
Apropos Outfitwahl, Marc Jacobs und Francesco Vezzoli, die in der ersten Reihe saßen, trugen beide die gleiche nietenbesetzte Lederjacke mit Comicbook-Patches von Prada, was Backstage für einen leicht peinlichen Modemoment sorgte.
 
Eine immense Kulisse der Grafikdesigner M & M, die aus massigen, spielkartenförmigen Schwarz-Weiß-Bildern von Figuren bestand, hing von der Decke des Palis d'Iéna im 16. Arrondissement herab. Eine gemischte Besetzung lief auf dem gewundenen Laufsteg umher, als Disco-Musik mit Rockabilly kollidierte. Und genau darin lag das Problem: Wenn sich diese Show auch als nobles Experiment darstellt, so fehlte es der Kollektion an Kohärenz und einem echten Sinn für Stil und Eleganz. Miuccia Prada ist zweifellos die einflussreichste Modedesignerin dieses Jahrhunderts, aber auch die großen Talente machen manchmal Fehler... und das ist es, was heute passiert ist.

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