Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
08.01.2020
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Brionis traumhaft barockes 75. Jubiläum

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
08.01.2020

Brioni feierte am Dienstag in Florenz sein 75. Jubiläum mit einer barocken Hommage an La Dolce Vita. Zu diesem Anlass wurde ein halbes Dutzend klassischer Musiker in die Entwürfe der jüngsten Kollektion gekleidet.


Brioni - Herbst / Winter 2020 - Florence


 
Eine wundervoll wehmütige Weise, das 75. Jubiläum einer im Übrigen eher notleidenden Marke zu begehen und ihre Herbst-/Winterkollektion 2020 zu enthüllen.

Im prachtvollen Speisesaal Sala Gialla gaben zwei dänische Cellisten ein Duo und spielten verschiedene Melodien, von einem Rokoko-Lied von Tschaikowsky bis hin zu einer traumhaften Sonate von Joseph Bodin de Boismortier. Linkerhand saß Andreas Brantelid in einer kurzen Virgilio-Jacke mit Schalkragen aus Barathea-Wolle und seidenen Canneté-Wollhosen. Zur Rechten spielte Ingemar Brantelid mit väterlichem Elan in einer vorzüglichen zweireihigen Seidenjacke in Karamelltönen. Beide sahen tadellos aus und waren sichtlich stolz.

Die Gäste gingen durch eine Reihe großer Räume im gewaltigen Palazzo Gerini und bestaunten die Renaissance-Fresken aus dem 16. Jahrhundert. Der Palast befindet sich noch immer im Besitz der Gerini-Familie, deren Vorfahre Marquis Carlo Gerini, seines Zeichens Sekretär des Kardinals Carlo de Medici, das Anwesen 1650 erworben hatte.


Brioni - Herbst / Winter 2020


Eröffnet wurde die Show mit einem Bläserquartett, das Werke von Lorenzo de Firenze spielte. Die Musiker trugen einen perfekt geschnittenen stahlgrauen zweireihigen Wollmantel und einen herrlichen Hirschleder-Blazer in Kombination mit einem Kaschmir-Rollkragenpullover zur Schau.

Zur Illustration der Abendgarderobe spielte der Grieche Alexandros Kapelis im edlen weißen Frack sanfte Töne von Debussy auf einem massiven Steinway-Flügel. Und als Anspielung an die bedeutende Brioni-Tradition der Verwendung prachtvoller Seide kleidete sich ein Streichtrio in ungeheuer elegante Revers- und Virgilio-Jacken aus prächtigen Jacquards, die auf jahrhundertealten venezianischen Webstühlen aus Seide gefertigt wurden.

Den Mittelpunkt bildete jedoch die Sala Bianca – obschon es sich nicht um denselben Weißen Raum handelte, in dem im Palazzo Pitti mit der ersten Runwayshow von Giovanni Battista Giorgini 1951 das gesamte italienische Modesystem seinen Anfang nahm. Ein Barockensemble in ein- und zweireihigen Virgilio-Anzügen mit breiten Schultern in sanften Nadelstreifen und romantischen dunklen Seidenstoffen spielte Händel und Henry Purcell.



Brioni - Herbst / Winter2020


 
Auf die Show folgte ein Abendessen für 120 Gäste, zubereitet vom angesagtesten italienischen Starkoch Enrico Bartolini, der mit acht Michelin-Sternen ausgezeichnet ist. Er zauberte Ravioli mit Meeresfrüchten und Bistecche Fiorentine auf den Tisch, was zum einmaligen Ambiente beitrug. Ein sehr elegischer Moment zur Eröffnung der italienischen Leitmesse Pitti Uomo, die noch bis am Freitag in Florenz stattfindet.

In den vergangenen fünf Jahren wurde Brioni von vier verschiedenen Kreativdirektoren und vier CEOs geführt. Der Kontrast zwischen diesem zeitlosen Abend und der verworrenen jüngsten Vergangenheit des Labels hätte größer nicht sein können.

Vielleicht gelingt es dem Modehaus unter der Führung des neuen CEOs Mehdi Benabadji und dem Kreativdesigner Norbert Stumpfl endlich, Renaissance zu feiern. Der Auftakt dazu scheint gelungen zu sein.
 

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