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DPA
Veröffentlicht am
22.11.2017
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Von Rivalität keine Spur: Chefs von Adidas und Puma beim gemeinsamen Plausch

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DPA
Veröffentlicht am
22.11.2017

Da haben sich offenbar zwei gefunden. Kasper Rorsted und Björn Gulden saßen im Hörsaal der Technischen Hochschule Nürnberg beisammen und schienen sich prächtig zu verstehen. Das zeigte schon die Optik: Die Chefs von Adidas und Puma kamen im Partnerlook: schwarze Turnschuhe, mit Jeans und modischen Trainingsjacken kombiniert.

Den Plausch der beiden Skandinavier darf man getrost als weiteren Meilenstein in der Historie der Sportartikelhersteller bezeichnen. 2009 wurde bereits Geschichte geschrieben, als gemischte Teams beider Firmen zusammen Fußball spielten. Und nun ist es das erste Mal, dass Chefs von Adidas und Puma im Rahmen eines Events der "Nürnberger Nachrichten" gemeinsam öffentlich auftraten.

Die heutigen Chefs von Adidas und Puma gleichfalls im Partnerlook: schwarze Turnschuhe, mit Jeans und modischen Trainingsjacken kombiniert - ARD


Was wohl Adi und Rudi Dassler von der Szenerie im Hörsaal gehalten hätten? Das ungleiche Gespann, das vor mehr als 90 Jahren in Herzogenaurach eine gemeinsame Schuhfabrik aufzog, sich irgendwann aber heillos zertritt und so am Ende den Entstehungsmythos zweier Weltkonzerne erst begründete. Der Zwist der Gebrüder gilt als Kult.

Ob die heutigen Firmenlenker von der Rivalität noch etwas spürten? «Absolut null», antwortete Adidas Chef Rorsted bestimmt und weiter: Er hoffe zwar, dass der Kunde Produkte seines Unternehmens kaufe. "Und wenn nicht, was schwer nachvollziehbar ist, dann lieber bei Puma als irgendwo anders." Gulden, selbst früher als Fußballer aktiv, passte den Ball galant zurück. Beide Unternehmen pflegten inzwischen ein gutes Verhältnis. "Wenn jemand neben oder über uns Erfolg haben soll, dann Adi. Das meinen wir so." Klar, natürlich wolle Puma aufholen und besser werden, sagt der Puma Chef mit Blick auf den besser aufgestellten Wettbewerber. Aber es handele sich um eine "gesunde Konkurrenz".

Eine gewisse Skepsis bei so viel Eintracht blieb aber doch. Was denn mit all den Rechtsstreitigkeiten um Patentrechte sei, die sich Puma und Adidas untereinander viel häufiger lieferten als etwa mit dem Branchenprimus Nike, fragte ein Moderator. Rorsted wiegelt ab. "Große Firmen stehen immer im Rechtsstreit mit anderen Firmen. Das ist das Tagesgeschäft, und das muss man ganz klar trennen." Gulden ergänzte schelmisch: "Wir haben zwei große Rechtsabteilungen. Die muss man mit irgendwas beschäftigen."

Es scheint als herrsche Frieden in "Herzo", wie die Mitarbeiter von Adidas und Puma den Standort liebevoll nennen. Und es deutet viel darauf hin, dass die Dassler-Fehde auch unter Bewohnern der fränkischen Kleinstadt längst nicht mehr so heiß gegessen werde, wie sie einst gekocht wurde. Früher sollen sich Bürger dort erst in die Augen und dann argwöhnisch sofort auf die Schuhe geblickt haben. War das Gegenüber ein Fan der Marke mit den drei Streifen oder Anhänger des Raubkatzen-Logos? Die Antwort entschied dann oft, ob der Andere künftig als Freund oder Feind zu gelten hatte.

Adidas und Puma sind nicht aus Herzogenaurach wegzudenken. Die Konzerne investieren dort seit einigen Jahren massiv in den Ausbau ihrer Zentralen. Er halte es für einen großen Fehler, auch nur über einen Standortwechsel nachzudenken, erklärte Rorsted. Denn Adidas bestehe aus Geschichte und das verschaffe dem Konzern einen Wettbewerbsvorteil. Gulden äußert sich ähnlich.

Dass ein nennenswerter Teil der Schuhproduktion irgendwann wieder nach Deutschland zurückkehre, hält Rorsted aber für abwegig. Asien habe sich in den vergangenen 15 Jahren ein Know-how erarbeitet, das in Europa nicht länger vorhanden sei. Daher gebe es in Fernost auch keine "Billigarbeiter" mehr. In Deutschland hingegen betreibe sein Konzern Projekte wie die Speedfactory in Ansbach, wo Sportschuhe gefertigt werden, die zum Teil aus dem 3D-Drucker kommen. Ziel sei, dass Kunden irgendwann maßgeschneiderte Schuhe kaufen könnten (gegen einen entsprechenden Aufpreis). Soweit sei Puma zwar noch nicht, räumt Gulden ein. Sollte sein Konzern allerdings einmal eine ähnliche "Schnellfabrik" haben, würde sie wohl in China stehen. Dort wachse der Markt einfach am schnellsten, ergänzte der Norweger.

Gegen Ende ihrer Zusammenkunft nahmen sich die Chefs von Puma und Adidas die Presse vor. Diese berichte "viel zu negativ" über den mutmaßlich in Finanznöten steckenden Boris Becker und Lothar Matthäus (beide Puma-Partner), fand Gulden. Und Rorsted vermisste den Respekt in der Berichterstattung über Adidas Freund Franz Beckenbauer.

Das ungleiche Duo Rorsted und Gulden liebte es offenbar, sich die Bälle zuzuwerfen.

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